
Ich bin zweisprachig an der Atlantikküste aufgewachsen. Schon als Kind liebte ich diese „unendlich“ langen Reisen von Frankreich nach Deutschland mit dem Zug um die Großeltern zu besuchen. Das Umsteigen von Gare d’Austerlitz nach Gare de l’Est sorgte immer für große Aufregung. Das Schlafen im „rollenden“ Bett fand ich spannend, eine abendteuerliche Nacht.
Nach dem Abitur absolvierte ich eine Ausbildung zur Fotografin. Das sollte mein erster Schritt in Richtung Kommunikation sein, der mit meinem Studium der zeitgenössischen Kunst an der Universität Paris VIII, wo ich den Bereich neue Medien wählte, fortgesetzt wurde. Hier lagen die Schwerpunkte in der Arbeit und Auseinandersetzung mit dem Internet als künstlerisches Medium, auch als Net’Art bekannt.
Von Paris…
Angefangen habe ich 1998 mit der künstlerischen “Plattform” mit dem Titel “boisset.de, eine Identität im Werden”, die meine eigene Identität hinterfrägt, die ich hier als “Objekt-Material” betrachte. Der Begriff “Identität im Werden” deutet sowohl auf die Person, die sich mit der Rolle vermischt, als auch auf die website selbst hin, die als “Stellvertreter” der präsentierten Person anzusehen ist.
2005 nahm ich mit der Installation And she never came back an die Gruppenausstellung „Virtuelle Identitäten“ in der Galerie Tristesse (Berlin, Kreuzberg) teil.
Dieses Projekt soll als ein Fragment der künstlerischen Plattform „boisset.de“ betrachtet werden und setzt sich in der Kontinuität der online Fiktionen: E-mails, Bilder und Erinnerungen fort. Die geschriebenen und wieder gelesenen Texte, die gespielten, wieder abgespielten und „neu fotografierten“ Situationen werden zu einer endlosen Animation zusammengemischt. And she never came back schließt damit dieses Kapitel sowohl die künstlerische Plattform „boisset.de“ als auch einen Lebensabschnitt, und zwar die Zeit in Paris, ab.
… Nach Berlin
Die Website Day by day sollte etwas anstreben, das einer Klassifizierung, Speicherung von Bildern und Erinnerungen nahe kommt.
Das Bild in der Ära des Blogs zwang mich dazu, meine Art zu fotografieren zu ändern… um zu begreifen, was mich umgab und vor allem, um einen Weg der Archivierung zu finden, während einige CDs sich nicht mehr „öffnen“ lassen.
Es ist zwingender, „die Serie“ mit einer Digitalkamera zu arbeiten, denn man verstreut sich, man löscht, man beginnt mehrmals neu.
Ich bevorzuge es immer noch mit 36 Belichtungen, Negativen, Dias und Proofs zu arbeiten… aber es ist wahr, dass ich viel Zeit damit verschwendete, meine Bilder einzeln zu scannen und zu retuschieren.
Letztendlich gilt der Begriff „im Werden“ auch für Day by day, weil ich noch nicht die richtige Art zu fotografieren „wiederentdeckt“ habe.
Weiterhin online
artproof sollte man als kleine Online-Galerie, mit einer minimalen E-Shop Funktion, betrachten. So kann ich bereits vorhandene Bilder klassifizieren und neu ordnen, weiter fotografieren und neue Serien produzieren. Der Gedanke an diese Website motivierte mich, mein Fotolabor wieder aufzubauen und meine fotografische Arbeit, diejenige, die meinem heutigen Leben besser entspricht, wieder aufzunehmen.
Als Liebhaberin dieser nachhaltigen Kultur (Slow-Culture) werde ich diese Website peu à peu mit nachhaltigen Reisen, mit mehr Ideen und Inspirationen zu wenigem Konsum bestücken. Ich habe mit der limitierten Edition Fenster zur Straße angefangen und mache mit dem Buch Stralsund, Farbfragmente weiter.
Sie können mir bei diesem Abenteuer folgen: Ich werde versuchen, ein Tagebuch zu führen, werde regelmäßig auf Instragram posten und Sie haben noch die Möglichkeit meinen Newsletter zu abonnieren!
Stéphanie Boisset